Wie funktioniert Wetterberatung für Fahrtensegler?

Jeder Segler braucht einen Wetterbericht, wenn er gefährliche Situationen durch Wind und Seegang vermeiden will.
Deshalb hängt gewöhnlich in jedem Hafen im Hafenbüro ein Wetterbericht aus, der heutzutage bis über 3 Tage weit reicht. Wenn also der Segler innerhalb dieser Zeitspanne den nächsten Hafen erreicht, kann er das in Bezug auf das Wetter ziemlich unbesorgt tun.
In unserer Zeit gibt es auch noch das Internet, über das man z.B. per Zygrib einen sehr guten lokalen Wetterbericht bekommen kann, der mit Einschränkungen eine Vorausschau über 5 Tage zulässt.
Das Problem ensteht, wenn der Segler eine Tour unternimmt, die ihn länger als diesen Vorhersagezeitraum vom Internet abschneidet. Er hat dann keinen Zugang zu einem zuverlässigen Wetterbericht mehr, er muß sich auf eigene Wetterbeobachtungen gewissermaßen nach "Bauernregeln" beschränken, was nicht sehr zuverlässig ist, und er kann dann leicht in ungemütliche Situationen geraten.

Es gibt jedoch Informationssysteme, die einen weltweiten Informationsaustausch ermöglichen. Früher war das nur mit Kurzwellenfunk als Seefunk oder Amateurfunk möglich, und neuerdings mit dem erheblich zuverlässigeren Satellitentelefon.
Dieses Satellitennetz ("Iridium") ist allerdings nicht ganz billig, der Preis richtet sich nach der Informationsmenge. Einigermaßen erschwinglich sind dabei Informationspakete etwa wie SMS im Handynetz, allerdings hier auf 50 Zeichen beschränkt. Dabei bezahlt der Inhaber des Satellitentelefons den Weg aus dem Handynetz bzw. Internet zum Satellitentelefon, d.H. der Inhaber der Landstation zahlt seine übliche lokale Mobilfunkgebühr, wenn er eine flache Rate hat, kostet ihn das jedenfalls kein extra Geld.
Der Inhaber des Satellitentelefons hat dabei die Möglichkeit per "whitelist" die zugelassenen SMS-Sender einzuschränken, damit sein Kontingent nur für wirklich wichtige Infos genutzt wird

Der Wetterberater muß ständig informiert sein, wo sich der Fahrtensegler befindet und ob und für welchen Zeitraum eine Wetterberatung benötigt wird.
Den Standort des Schiffes findet man per AIS oder Satellitentelefon.
Solange sich das Schiff im Bereich des Internets befindet, ist eine problemlose Kommunikation per eMail über Standort und Reisepläne möglich.
Wenn nun so eine längere Tour begonnen hat, z.B. eine Atlantiküberquerung, ist der Wetterberater gefordert. Er kennt die Planung, den aktuellen Standort, und überprüft in gewissen Abständen das Wetter am aktuellen Ort und dem vorraussichtlichen Standort an den nächsten Tagen. Wenn das Wetter harmlos ist, können die Abstände länger sein, vielleicht 3 Tage, ist das Wetter schlecht oder sogar bedrohlich vielleicht nur Stunden.
Aus diesen Beobachtungen destilliert der Wetterberater eine Empfehlung für den Skipper, die er ihm per Satelliten-SMS mitteilt. Diese Empfehlungen können aus anzuratenden Kursänderungen und Warnungen sowie Zusammenfassungen der Situation bestehen.
Dabei muß der Wetterberater wissen, welches Wetter erstrebenswert und welches möglichst zu vermeiden ist: Ein Segelboot fährt am besten, wenn der Wind möglichst von hinten kommt, und mindestens 3 und höchstens 6 Windstärken umfaßt. Bei Windstärken unter 3 ist Segeln meist nicht mehr möglich, weil die Segel nicht mehr "stehen" sondern in der Dünung schlagen, und dabei leiden oder gar zerstört werden. Gerät man in so eine Zone mit zu geringem Wind, muß man entweder warten, bis wieder mehr Wind kommt, oder per Motor weiter fahren. Das funktioniert allerdings nicht allzuweit, weil die Tankkapazität begrenzt ist
Ist der Wind stärker, über 6 Windstärken, wird es ungemütlich. Man muß Segel reffen, und das Vorankommen wird eher langsamer. Es wird zwar auch bei 12 Windstärken nicht wirklich gefährlich, wenn alles hält und nichts bricht, aber man würde das lieber vermeiden. Gefährlich wird es, wenn sogenannte "Monsterwellen" dazukommen, ein Sachverhalt, der aus den "Gribfiles" auch herausgelesen werden kann. Kommt der Wind aus einer ungünstigen Richtung, so muß man entweder Kreuzen, was langwierig und mühsam ist, oder sich ein günstigeres Ziel suchen.

Es wird erkennbar, daß eine intensive Wetterberatung nur in eher seltenen Fällen erforderlich ist, da muß sie allerdings zuverlässig sein! Zum Ausgleich erhält der Wetterberater auch andere Infos zu der Reise aus erster Hand. Bei der geplanten Reise wird selbstverständlich darauf geachtet, daß die zu befahrenden Seegebiete möglichst günstige Wetterverhältnisse haben, z.B. Mittelmeer im Sommer, Atlantiküberquerung auf der Barfußroute im Winter. Es wird aber auch "schwierige" Gegenden geben: Labrador im Frühsommer, kanadische Arktis im Hochsommer, Beaufort Sea im Spätsommer, Bering Sea im Herbst, Kap Hoorn oder Kap der Guten Hoffnung (welches ist noch nicht raus) im Südsommer.